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Für Gott ist nichts unmöglich – unser Weg zum Heil

Es waren einmal zwei junge Menschenkinder, die lernten sich im März 1977 kennen und haben bereits ein Jahr und sechs Tage später im März 1978 kirchlich geheiratet, ohne genau zu wissen, was sie tun. Bei der Hochzeit waren wir 19 und 23 Jahre alt.

 

Robert wuchs mit drei Brüdern in einem stabilen und intakten Elternhaus auf, das aber nicht religiös war. Die Eltern waren aus der Kirche ausgetreten. Vor unserer Hochzeit traten sie dann wieder in die Kirche ein, da der Vater meinte, er würde sonst eine Kirche nicht betreten.

 

Rosittas Elternhaus war ebenfalls nicht religiös, da die Mutter konfessionslos ist. Sie und ihr jüngerer Bruder wuchsen in einem liebevollen Umfeld sehr behütet auf.

 

Von beiden Elternpaaren haben wir gelernt, dass eine Ehe auf Dauer angelegt ist, das war immer ein stabiler Faktor unserer Kindheit, und beide Ehen wurden durch den Tod des Ehemannes in höherem Alter beendet. Mit dieser Prägung und mit dem festen Willen, es auch so zu machen, sind wir in die Ehe gestartet. Wir hatten große Pläne, wie wir unser Familienleben gestalten wollten, wir wollten drei oder noch besser vier Kinder, und die Mutter sollte unbedingt bei den Kindern zu Hause bleiben. Trotz aller Unkenrufe, besonders aus den Familien, dass das alles nicht mehr in die Zeit passe und nie funktionieren würde, hat es funktioniert.

 

Von Anfang an haben wir gespürt, dass uns „jemand oder etwas“ beschützt und leitet.

 

Nach dem ersten Kind kam für Robert ein neuer Job, mit dem er die Familie alleine erhalten konnte. Er hatte ein Handwerk gelernt, und plötzlich ergab sich die Möglichkeit die Polizeischule zu besuchen, gepaart mit der sicheren Gewissheit, dass es genau das Richtige sei. Nach dem dritten Kind bekamen wir ein Grundstück von Roberts Eltern geschenkt, und konnten darauf ein Haus bauen. So hatten wir Platz für ein viertes Kind.

 

Wahrscheinlich hätten wir gesagt: Glück gehabt, das Universum meint es gut mit uns! Aber durch viele Begegnungen und  Gespräche mit besonderen Menschen, darunter sehr gute Priester,  wurde unser beschützendes „Etwas“ zu einer konkreten Person, die wir auch ansprechen konnten.

 

Wir haben Gott als unseren persönlichen Freund kennengelernt, und waren sehr dankbar und zufrieden, dass wir uns scheinbar so gut mit ihm verstanden.

 

Bald haben wir begonnen regelmäßig die Messe zu besuchen aus Dankbarkeit für das, was uns alles geschenkt wurde.

Es war ein großes Abenteuer unser Leben mit Gott zu gestalten und jeden Tag etwas Neues zu lernen. Unsere Ehe ist nicht etwas Statisches, sondern  etwas, das wächst, das sich entfaltet, das sich entwickelt und ständig in Veränderung begriffen ist.  Jeder von uns wurde von Gott nach einem Plan und mit einem konkreten Auftrag geschaffen, doch durch die Verletzungen der Kindheit und die Narben unserer Jugendjahre zerbricht vieles davon. Durch die Ehe schenkt uns Gott die Möglichkeit aneinander heil zu werden, wieder zu dem Menschen zu werden, der wir von Anfang an hätten sein sollen.

 

Im Sakrament der Ehe wohnt der Herr selber in unserer Mitte, das ist eine besondere Kraft für uns beide.

 

Auch bei schweren Erfahrungen kann man am Schluss sagen: Es ist uns etwas zugewachsen an Geduld, an Kraft, an Verständnis, an Annehmen können oder auch an durchgestandener Ohnmacht. Wir mussten auch erfahren, dass wir schwierige Phasen durchstehen können, sonst wüssten wir das gar nicht. Das heißt, mitten im ganz alltäglichen Leben versuchen wir zu leben wie die Heiligen. Und Heilige sind bekannt dafür, dass sie bereit sind für ihren Glauben zu leiden. Unser Martyrium ist dann eben der Ehepartner. Unser Martyrium ist das Kopfweh, unser Martyrium ist die eigene schlechte Laune, unser Martyrium ist, dass wir nicht ausgeschlafen sind oder ein Übermaß an Arbeitslast haben. Unser Martyrium ist unsere Empfindsamkeit oder das Allgemeinbefinden, das zu wünschen übrig lässt. Und wir lassen all das zu Liebe werden: „Lieber Gott, das schenke ich dir. Hilf mir den anderen mehr lieben zu können. Mehr, als ich es von mir aus kann.“ Dann entsteht mit einem Mal Freude am anderen, auch an dem, was uns auf die Nerven geht: „Du Mittel meiner Heiligkeit, sei hoch gelobt in Ewigkeit!“

 

Robert sagt, ein Schlüsselmoment für ihn war, als er anfing, Gott als seinen Schwiegervater zu sehen.

 

Seine Frau ist ein Kind Gottes – er ist  mit seiner Tochter verheiratet! Die Latte liegt ganz schön hoch, wenn man sich das vorstellt: Gott zu lieben bedeutet dann, auch seine Tochter bedingungslos zu lieben.

 

Was wir über die Ehe als Sakrament und den Glauben verstanden haben, hat unser Leben zuerst grundlegend verändert und dann bereichert. Wir mussten alles neu lernen, was für andere ganz selbstverständlich war, zum Beispiel: Beten. Es war noch relativ einfach mit den Kindern oder auch ganz alleine zu beten, aber es hat Jahre gedauert, bis wir als Ehepaar gemeinsam zum Gebet gefunden haben.

 

Heute sind wir davon überzeugt, dass die Gnade des Ehesakraments unsere Ehe behütet hat.

 

Unser Glaube an Gott und unser Weg in die Kirche begann mit der Erkenntnis: Es gibt einen Gott, der uns beim Namen gerufen und zusammengeführt hat, der uns kennt und für uns sorgt.

 

Wir sind frei, weil wir uns nicht um jede Kleinigkeit selbst kümmern müssen. Er liebt uns und er hat Respekt vor unserer Freiheit, auch wenn wir einmal einen Umweg gehen.

 

Es lässt uns heute immer noch staunen und es ist eine ganz besondere Gnade für uns, dass wir diese ganze Entwicklung gemeinsam als Paar durchleben durften. Wir nehmen es nicht als selbstverständlich hin, dass nie einer den anderen zurückgelassen oder am eingeschlagenen Weg gezweifelt hat; es war immer klar, dass wir gemeinsam ausgesandt sind und dass wir dieses Abenteuer nur gemeinsam bestehen können. Dafür sind wir sehr dankbar! Wir haben verstanden, dass sein Weg unser Weg zum Heil ist.

 

Autor: Rositta Reithofer